Am 11. Mai 1928 präsentierte der Ungar Dénes von Mihály in Berlin in kleinem Kreis mit seinem Empfangsgerät Telehor die erste Fernsehübertragung in Deutschland. Im selben Jahr stellte auch August Karolus auf der 5. Großen Deutschen Funk-Ausstellung Berlin seine Fernsehanlage vor; das Empfangsbild des Telefunken-Prototyps hatte eine Größe von 8 × 10 cm und eine Auflösung von etwa zehntausend Bildpunkten. V. Mihálys Telehor lieferte mit einer Bildgröße von 4 × 4 cm und nur 900 Bildpunkten eine wesentlich schlechtere Bildqualität, erzielte aber eine größere öffentliche Resonanz. Der Telefunken-Prototyp war unverkäuflich, v. Mihály jedoch versuchte, sein Gerät zu verkaufen. Angesichts von nur stundenweisen Versuchssendungen über einige Sender der Reichspost (DRP), der eher schlechten Bildqualität, den hohen Gerätepreisen und vor allem der 1929 beginnenden Weltwirtschaftskrise war das ein aussichtsloses Unterfangen. Dennoch gilt der 31. August 1928 als Startdatum des Fernsehens in Deutschland.
Ende 1929 veröffentlichten Elektronik-Bastler erste Bauanleitungen für Fernsehempfänger, die teilweise sogar Bild und Ton empfangen konnten; einen praktischen Nutzen hatten diese Basteleien nur bedingt, da der Versuchssender Witzleben erst ab 1934 Fernsehprogramme mit Ton ausstrahlte, die britische BBC schon seit 1931. Die seit 1930 erscheinende britische Zeitschrift "Practical Television" geht in ihrer Ausgabe von März 1934 von rund 3000 Besitzern selbstgebauter Fernseher sowie rund 1000 Besitzern gekaufter Fernseher alleine in Großbritannien aus.
Anfang der 1930er-Jahre gab es praktisch nur mechanisches Fernsehen. Die Kathodenstrahlröhre galt zunächst als zu kompliziert und zu teuer. Man versprach sich jedoch durch ein vollelektronisches Fernsehsystem eine wesentlich höhere Bildauflösung. In Deutschland präsentierte Manfred von Ardenne auf der Deutschen Funkausstellung 1931 erstmals öffentlich ein vollelektronisches Fernsehen mit Kathodenstrahlröhre. Dies gilt als Weltpremiere des elektronischen Fernsehens.
Auch nach 1937 konkurrierten mechanische Fernsehsysteme noch mit dem elektronischen Fernsehen. Insbesondere die Fernseher mit Spiegelschraube der Firma TeKaDe konnten durch große Helligkeit und Bildschärfe überzeugen. Erst nach Erhöhung der Zeilenzahl auf 441 Zeilen wurde der mechanische Fernseher in der Herstellung unwirtschaftlich. Einzig die britische Firma Scophony baute noch bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges mechanische Fernseher für 405 Zeilen bzw. 441 Zeilen für die USA.
1929 begann der Rundfunksender Witzleben über den Berliner Funkturm mit ersten regelmäßigen Testsendungen. Die ersten Fernsehbilder wurden am 8. März zu Testzwecken in das Fernsehlaboratorium der Post übertragen. Kurz darauf setzte die Reichspost die erste deutsche Fernseh-Norm fest: Zerlegung des Bildes in 30 Zeilen, was 1200 Bildpunkten entspricht, bei 12,5 Bildwechseln pro Sekunde. Die Norm wurde laufend der technischen Entwicklung angepasst:
Jahr Anzahl Zeilen Bildwechsel in Hz
1929 30 12,5
1931 48 25
1932 90 25
1934 180 25
1936 375 25
1937 441 25*
- * Einführung des Zeilensprungverfahrens, 25 Bildwechsel beziehungsweise 50 Halbbilder von je 220½ Zeilen
Kurz vor Aufnahme der ersten Versuchsendungen in Deutschland begann in Großbritannien John Logie Baird in den Nachtstunden mit einem regelmäßigen Versuchsprogramm auf Sendern der BBC. Die dortige Fernsehnorm betrug bis 1935 30 Zeilen, vertikal in einem Seitenverhältnis 3:7 bei 12,5 Bildern pro Sekunde. 1936 begann auch in Großbritannien das Zeitalter des hochauflösenden Fernsehens. Es wurde zunächst im Versuchsbetrieb im wöchentlichen Wechsel mit dem 240-Zeilen-System Bairds und nach dem System der Marconi Company mit 405 Zeilen gesendet. Bereits im Februar 1937 wurde ein System mit 405 Zeilen und 25 Bildern pro Sekunde bei einem Bildseitenverhältnis von zunächst 5:4 festgelegt. 1950 wurde auf das Seitenverhältnis von 4:3 umgestellt. Als Fernsehnorm A blieb dies bis 1965 der alleinige Standard in Großbritannien, ab 1965 wurde es zunächst durch die europäische CCIR-Norm mit 625 Zeilen ergänzt, ab 1985 komplett abgelöst. Das Fernsehprogramm wurde nach Kriegsausbruch 1939 eingestellt und erst 1946 wieder aufgenommen.
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